Was ist deine Philosophie bezüglich des Berühren und Berührtwerdens?

Hast du Visionen zu diesem Thema?

Was fühlst du bei dem Wort "Herzkontakt"?Herzkontakt bedeutet für mich nicht nur, dass die Herzen verschiedener Menschen in Kontakt kommen, sondern auch, dass jeder erst einmal mit sich selbst in Kontakt kommen kann.

  Wenn wir mit jemanden in einen Herzenskontakt gelangen, dann geschieht dies aus meiner Sicht über ein gegenseitiges Berührt-werden ... entweder im übertragenen Sinne, wie z. B. über Blicke und Worte oder über real spürbare Berührungen der Kontaktfläche Haut.

  Das von außen Berührt-werden, sowie die Eigen-Berührung ist im Übrigen für den Menschen die allererste und ausgeprägteste Sinneserfahrung seines Lebens. Der Fötus, der im warmen Fruchtwasser von der weichen Wand der Gebärmutter gehalten wird, beginnt bereits in dieser ersten Lebensphase, sich selbst zu berühren, mit sich selbst Kontakt aufzunehmen (siehe auch Kapitel "Wissen Berührung").

  In uns Menschen wohnt dieses Erlebnis, die Erinnerung an jene frühe Zeit, wie wir uns im Bauch der Mutter geborgen fühlten. Vielleicht war es gar nicht so paradiesisch, wenn sich Unsicherheiten und schwierige äußere Umstände, in denen die Mutter leben musste, auf uns übertrugen. Doch wie auch die Situation vor unserer Geburt war, wir haben sicherlich in unserem weiteren Leben nie wieder eine solche Vollkommenheit des Getragenwerdens und der Geborgenheit erleben dürfen.

  Es gibt für uns Menschen keinen Weg mehr zurück und so bleibt die Ahnung, dass Berühren und Berührt-werden ein Gefühl des Heil-Werdens bewirken kann. Heil-werden im Sinne von Ganz- oder Eins-werden mit der Ur-Natur, aus der wir auferstanden sind.

  Berührungen können uns Geborgenheit und herzliche Wärme geben, sie können uns trösten und besänftigen. Sie können vermittelnd wirken und die Herzen einander öffnen, sie können uns mit Energie bereichern und uns erregen.

  Je nach dem individuellen Verhältnis zum anderen Menschen können Berührungen jedoch auch Schmerzen und Ekel verursachen - bis hin zu Unterdrückung und Angst. Berührungen werden nicht selten in einem Spannungsfeld erfahren - zwischen der Sehnsucht nach Nähe und der Furcht, verletzt zu werden. Die Haut können wir in diesem Kontext als ein soziales Organ bezeichnen.

  Warum die Berührung, die wir aktiv verursachen oder passiv empfangen, überlebensnotwendig für uns war bzw. noch ist, kannst du beim Kapitel "Wissen" nachlesen.

Ist das Berührtwerden für dich auch zunächst einmal ein menschliches Bedürfnis, das noch stark in dir wach ist?

 Oder kann es sein, dass du durch besondere Vorkommnisse in deiner bisherigen Lebensgeschichte inzwischen überhaupt kein Bedürfnis mehr nach Berührung und Nähe zu anderen Menschen verspürst?

  Unsere Zeit ist trotz Phasen der Distanzierungen zwischen den Menschen gleichzeitig eine Zeit der Offenheit und Liebe. Ein erlebter Materialismus und eine Wissenschaftsgläubigkeit, die mit Härte ihre Ziele verfolgt, weckt in vielen Menschen den aufbegehrenden Wunsch, sich feine zwischenmenschliche Beziehungen mit achtsamem Austausch zu suchen.

  Wir kennen und spüren eine imaginäre Zone um uns herum, deren Überschreitung von anderen Personen wir als bedrängend erfahren würden. Beim Sich-Berühren kommen unsere Grenz- und Hautflächen in Kontakt. Und jene Nähe braucht Vertrauen. Es ist also ein Sich-Einlassen auf andere Menschen, das nur durch Achtsamkeit möglich wird. Vielleicht erleben wir so etwas wie eine Herzensenergie, die zwischen uns schwingt. In solchen Momenten kehrt eine Art erfüllender Friede ein zwischen den Menschen.

  Meine Vision ist, dass mein Engagement ein Stück mit dazu beitragen kann, die Achtsamkeit unter den Menschen zu fördern. Die alten Verhaltensmuster verlieren im übenden Berühren an Gewicht, alte Kämpfe zwischen den Geschlechtern, zwischen den unterschiedlichen, wie auch den gleichen, werden im Hier und Jetzt der behutsamen Berührung aufgehoben.

  Im unmittelbaren Kontakt der Berührung bin ich ganz bei mir und gleichzeitig mit dem anderen Menschen verbunden. Wenn dies ohne Erwartungen an mich und den Anderen geschieht, dann ist es eine befreiende Erfahrung.

  Falls dich das bis hier Gelesene in irgendeiner Weise bewegt bzw. berührt, dann ist etwas mit deinem Herzen in Resonanz gegangen.